Die Schlafbeere gehört zu den wichtigsten Heilpflanzen der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda, wo sie seit über 3000 Jahren verwendet wird. Die kleine krautige Pflanze hat viele gebräuchliche Namen. Im Lateinischen wird sie als Withania somnifera und in Sanskrit als Ashwagandha bezeichnet. Sie ist hierzulande unter den Namen Winterkirsche, indischer Ginseng und Schlafbeere bekannt. Erfahre nachfolgend mehr zu den Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten der Schlafbeere.
Die Schlafbeere ist eine buschige Pflanze mit roten, harten Beeren aus der Familie der Nachtschattengewächse. Ihre Beeren sind ungenießbar, sodass eigentlich nur die Blätter und die Wurzel bzw. Wurzelrinde verarbeitet werden. Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem afrikanischen und asiatischen Raum, wo ihre vielseitigen Wirkungen bereits seit Jahrtausenden bekannt sind und zum Einsatz kommen.
Von diesen Regionen aus hat sich Ashwagandha in andere Länder weltweit verbreitet und ist heutzutage auch in Europa zu finden. Neben den vielseitigen Wirkungen gehört sie auch aufgrund der guten Verträglichkeit zu den am häufigsten genutzten Pflanzen in der ayurvedischen Medizin. Doch auch im europäischen Raum gewinnt diese Pflanze immer mehr an Bedeutung. Ashwagandha liebt sandige bis kiesige Böden und kann bis zu 160 cm hoch wachsen.
Wofür ist die Schlafbeere gut?
Die auffallend roten Früchte der Schlafbeere sehen zwar verführerisch aus, jedoch sind sie reich an Alkaloiden und daher ungenießbar. Vielmehr finden die dicke bräunliche Wurzel mit einem Mix aus sekundären Pflanzenstoffen sowie die Blätter der Pflanze in Gesundheitsfragen ihre Anwendung.
Die verschiedenen Withanoliden mit den Leitsubstanzen Withanolid A, Withaferin A und Withanolid D zählen zu den wirksamen Inhaltsstoffen, für die sich die Wissenschaft besonders interessiert. Darüber hinaus ist die Schlafbeere reich an sekundären Inhaltsstoffen wie Flavonoiden, Eisen, Gelbstoffen und Saponinen.
Mögliche Anwendungsgebiete der Schlafbeere:
Schlafstörungen
Menschen, die an Schlaflosigkeit und Schlafstörungen leiden, versuchen es oft mit verschiedenen Schlafmitteln. Da diese allerdings nicht selten mit Nebenwirkungen in Verbindung stehen, bietet sich Ashwagandha als pflanzliches Mittel geradezu an. Wie ihr deutscher Name Schlafbeere bereits vermuten lässt, wird die Pflanze hauptsächlich bei diesem Problem eingesetzt. Untersuchungen aus dem Jahr 2019 zufolge konnten Teilnehmer schon nach 10 Wochen viel schneller einschlafen und berichteten über einen insgesamt erholsameren Schlaf.
Körperlicher und emotionaler Stress
Das Stresshormon Cortisol bleibt bei anhaltender Belastung chronisch erhöht und kann infolgedessen zahlreiche gesundheitliche Störungen verursachen. Die Heilpflanze Ashwagandha kann dem Körper allerdings dabei helfen, besser mit Stress umzugehen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 konnten bei den Teilnehmern nach einer zweimonatigen Anwendung eines hochkonzentrierten Ashwagandha-Wurzel-Extraktes deutlich niedrigere Cortisol-Level festgestellt werden. Das pflanzliche Adaptogen fördert nämlich mit seinen wichtigen Inhaltsstoffen den Organismus, sich dem körperlichen und emotionalen Stress anzupassen.
Angstzustände
In mehreren Studien konnte festgestellt werden, dass die Teilnehmer nach einer mehrwöchigen Einnahme vom Ashwagandha-Extrakt eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome spürten.
Geschwächtes Abwehrsystem
Ashwagandha kommt zudem auch als zellschützendes Stärkungsmittel zum Einsatz, welches das Immunsystem fördern soll.
Probleme mit der Schilddrüse
Wer häufig an Müdigkeit und Erschöpfung leidet, sollte prüfen, ob es sich nicht etwa um eine Schilddrüsenunterfunktion handelt. In der Naturheilkunde wird dagegen oft die Schlafbeere empfohlen. Diese sorgt zwar für einen erholsamen Schlaf, hilft jedoch nicht bei Tagesmüdigkeit. Da die Schilddrüsenunterfunktion auch stressbedingt sein kann, könnte die Beere den Stress lindern. Einer Studie aus dem Jahr 2014 ging hervor, dass sich die abnormalen Schilddrüsenwerte nach der Einnahme von Ashwagandha deutlich stabilisierten.
Traditionell wird Schlafbeere außerdem eingesetzt bei:
- Entzündungen
- Demenz
- Tumoren
- Diabetes
- Gelenkschmerzen
- zur Unterstützung des Herz-Lungen-Systems
- zur Blutbildung
- zur Verbesserung der Fruchtbarkeit bei Männern
Was ist bei der Einnahme von Schlafbeere zu beachten?
Wie immer müssen schwangere und stillende Frauen am besten ihren Arzt vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln konsultieren, so auch bei Ashwagandha-Präparaten. Insbesondere Beruhigungsmittel und Schilddrüsenmedikamente sind ein wichtiger Faktor und sollten nicht ohne ärztlichen Rat zusammen mit Ashwagandha eingenommen werden.
Bei der Einnahme von Schlafbeere (Ashwagandha) sind das richtige Timing und natürlich die passende Dosierung gefragt. Bei der Dosierung gibt es je nach Anbieter und der Art der Präparate (loses Pulver oder Extrakte in Kapseln) unterschiedliche Empfehlungen, die teilweise stark variieren können. Während einige Hersteller nur eine Kapsel täglich empfehlen, sind es bei anderen sogar zwei bis drei. Bei schwachen Beschwerden kann Ashwagandha-Pulver genügen, während hochkonzentrierte und sinnvoll kombinierte Extrakte in Kapselform stärker wirken.
Wie und wie lange ist Schlafbeere (Ashwagandha) einzunehmen?
Bei losem Pulver ist die Einstiegsdosis zwischen 2 und 4 g zweimal täglich zu empfehlen und kann nach Bedarf gesteigert werden. Bei Ashwagandha-Extrakten ist eine Tagesdosis von höchstens 8 mg Withanoliden ratsam. Generell ist es besser, zunächst mit kleinen Dosen anzufangen und die Körperreaktionen zu beobachten. Frage deinen Arzt oder Apotheker nach einer für dich geeigneten Tagesdosis an Withanoliden und einem geeigneten Ashwagandha-Präparat aus der Apotheke.
Ashwagandha-Extrakt-Kapseln werden in der Regel mit viel Flüssigkeit eingenommen, während das lose Pulver am besten in Wasser zu rühren ist. (Wem der Geschmack nicht gefällt, kann das Pulver auch mit Smoothies vermischen.) Wichtig ist allerdings, Ashwagandha nicht zu einer Mahlzeit einzunehmen, denn dies könnte die Wirkung verringern.
Die Tageszeit ist abhängig von der gewünschten Wirkung: Bei Schlafstörungen sollte Schlafbeere nachmittags und vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Bei einer Einnahme morgens und abends ist tagsüber mit der stressreduzierenden und nachts mit der schlaffördernden Wirkung zu rechnen. Jedoch ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören. Wer morgens nach der Einnahme von Ashwagandha Kapseln müde wird, sollte sie stattdessen später einnehmen.
In der Regel ist bei der Anwendung von Schlafbeere eine Menge Geduld gefragt, da sich die Wirkung erst nach etlichen Wochen einstellen kann. In einigen seltenen Fällen kann die Wirkung allerdings auch schon nach wenigen Tagen eintreten.
Welche Nebenwirkungen hat die Schlafbeere?
Im Grunde gilt die Einnahme von Ashwagandha in den empfohlenen Mengen als sicher. Was die Nebenwirkungen betrifft, können eventuell Verdauungsbeschwerden oder Durchfall auftreten. Es liegen bisher allerdings keine eindeutigen Studien vor, die Nebenwirkungen oder sogar Langzeitfolgen in Verbindung mit der Einnahme von Ashwagandha nachweisen können.
Quellen:
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Chandrasekhar, Jyoti Kapoor, Sridhar Anishetty, A Prospective, Randomized Double-Blind, Placebo-Controlled Study of Safety and Efficacy of a High-Concentration Full-Spectrum Extract of Ashwagandha Root in Reducing Stress and Anxiety in Adults, Indian J Psychol Med. 2012 Jul-Sep; 34(3): 255–262
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Mirjalili MH et al, Steroidal lactones from Withania somnifera, an ancient plant for novel medicine., Molecules, 2009 Jul 3;14(7):2373-93
Hier schreibt:
Apotheker Alexander Helm >Alexander Helm ist approbierter Apotheker (Martin-Luther Universität) und Gründer von Casida. Pharmazie und Naturheilkunde zu natürlichen Gesundheitsprodukten zu vereinen, ist seine Vision, um mit der Kraft der Natur etwas für die Gesundheit der Menschen zu tun.
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Wir als Apotheker teilen im Casida-Ratgeber unser pharmazeutisches Fachwissen und naturheilkundlichen Erfahrungsschatz. Eine individuelle Diagnose und Beratung ist in jedem Fall zusätzlich nötig. Deshalb kann dieses Angebot keine medizinische Beratung ersetzen. Das Angebot dient nicht der Behandlung, Heilung oder Vorbeugung von Krankheiten. Es ist kein Ersatz für Medikamente oder andere Behandlungen, die von einem Arzt/einer Ärztin verschrieben werden.